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1. Theil 4 - S. 52

1880 - Stuttgart : Heitz
52 Neueste Geschichte. 1. Periode. Frankreich. Rückzug durch den Schwarzwald bis über den Rhein. Aber jetzt wurde Karl nach Italien abgerufen, wo es ganz anders stand. Hier hatte ein 27jähriger General, Napoleon Bonaparte ein Mann von Geist, Kraft und Kühnheit den Oberbefehl bekommen.*) Ihm gegenüber stand an der Spitze der Oestreicher und italienischen Truppen der alte Beaulieu. Mit jugendlichem Ungestüm griff Bonaparte sie an, warf sie zurück, zwang den König von Sardinien, um Frieden zu bitten, war binnen vier Wochen Herr der Lombardei und erfüllte mit seinem Ruhme ganz Europa. Jetzt baten die italienischen Fürsten um die Wette um Frieden und erhielten ihn auch, aber nur unter schweren Bedingungen. Manche mußten Ländereien abtreten, alle Geld zahlen und die meisten, was bisher unerhört war, ihre schönsten Gemälde und Bildsäulen aus thren Sammlungen hergeben. Nun ging es auf die Festung Mantua los, die mitten im Mincio liegt und daher schwer zu erobern war. Bonaparte setzte alles daran, sie Oestreichern mit den Worten zurück: „Was aus Menschenliebe geopfert wurde, kann bei civilisirten Kriegern nicht als Beute gelten." „Während des Feldzugs 1796 nahm Moreau in einem Pfarrhause in Baiern sein Quartier. Der Pfarrer hatte sein sämmtliches Silbergeschirr für die Tafel des Obergenerals hergegeben. Wie erschrat er, als Moreau alles Silber abräumte und in sein Schlafzimmer trug! Er hielt das mühsame Ersparniß vieler Jahre für verloren, als ein Adjutant Moreau's alles Geschirr dem Pfarrer mit dem Auftrage des Generals zurückbrachte, blecherne oder hölzerne Löffel, oder-geringeres Geschirr statt des silbernen herzugeben, weil er wohl für sich, nicht aber für die vielen Leute, die aus- und eingingen, einstehen könnte. Ter erstaunte Pfarrer gab alles mit der Bitte zurück, daß der General es aufbewahren möge, da er keinen sicheren Platz im Hause wisse, worauf Moreau dem Pfarrer das Silber in einen in seinem Schlafzimmer befindlichen Kasten legen und den Schlüssel zu sich nehmen ließ. *) Napoleon Bonaparte, geb. am 15. August 1769 zu Ajaccto, war Vr Sohn eines corsischen Edelmannes, Carlo Bonaparte; die Familie stammte von einem alten Adelsgeschlecht in Toscana her. Die Mutter, Lätitia Ramolino, war eine Corsin, weniger durch Herkunft und Besitz, als durch hohe Schönheit ausgezeichnet. Korsika war damals unter französische Herrschaft gekommen; Carlo hatte sich den neuen Zuständen angeschlossen und dadurch erlangt, daß Napoleon, als zehnjähriger Knabe, in die Kriegschschule zu Brienne aufgenommen wurde. Mit fünfzehn Jahren kam er auf die Militärschule in Paris. Als Artillerie-vfficier trat er in die Armee ein; während der Revolution hielt er sich in Verbindung mit den Männern des Berges. Nachdem er sich bei Toulon ausgezeichnet hatte, wurde er Brigadegeneral, trat nach dem Sturze Robespierre's auf einige Zeit in die Verborgenheit zurück, erhielt aber durch das Direktorium, welchem er wichtige Dienste geleistet hatte, im Frühjahr 1796 das Kommando über die Armee in Italien.

2. Theil 4 - S. 53

1880 - Stuttgart : Heitz
Napoleon Bonaparte. 53 einzunehmen, und die Oestreichs, sie zu vertheidigen. Kaiser Franz schickte ein Heer nach dem andern, die Franzosen von da wegzutreiben; aber Bonaparte schlug sie nacheinander. Den ganzen Winter über wurde um die Stadt gekämpft, bis sie sich endlich ergeben mußte, im Februar 1797. Nun wandte sich Bonaparte gerade nach Oestreich selbst; wer sollte ihn aushalten, den Unbesiegbaren? — Keinem traute man das zu, als dem Erzherzog Karl. Geschwind wurde er aus Deutschland vom Laufe seiner Siege abgerufen und gegen Bonaparte geschickt. Aber auch er vermochte nicht, dessen Fortschritte aufzuhalten. Bonaparte drang von Süden in Oestreich ein. Hier verzweifelte man, ihm widerstehen zu können, und — schloß mit ihm einen vorläufigen Frieden, der am 17.October 1797 in einen förmlichen Frieden verwandelt wurde. Dieser wurde geschlossen in Campo Formio, einem Schlosse nahe bei Udine im Venetianischen. Oestreich mußte hier große Opfer bringen. Es verzichtete auf seine Niederlande, die nun an Frankreich kamen, trat Mailand und Mantua ab und versprach heimlich, nichts dagegen zu haben, daß Frankreich das ganze linke Rheinufer einnehme. Dagegen erhielt Oestreich das Gebiet der Republik Venedig, die, ohne selbst zu wissen, wie sie dazu kam, aufgelöst und verschenkt wurde. Bonaparte hat sich mehrmals ein solches Verfahren erlaubt; er nahm und vergab Länder, die ihm gar nicht gehörten, wie es ihm in seine Pläne paßte. Aus den in der Lombardei gemachten Eroberungen bildete er jetzt eine cisalpinische Republik, die dem Namen nach unabhängig war, in der That aber alles thun mußte, was Frankreich ihr vorschrieb. Eben so ging es mit Genua, welches er in eine lignrische Republik umschuf. Nun waren noch Rußland, Portugal, England und das deutsche Reich mit Frankreich im Kriege. Die beiden erstem Mächte verhielten sich jetzt wegen ihrer Entfernung ganz ruhig. Gegen England aber schien Frankreich nun alle seine Kräfte wenden zu wollen. Es wurde ein großes Heer an der England gegenüberliegenden Küste gesammelt, und französische Schreier verkündigten, nächstens würden ihre' Heere siegreich in London einziehen, um dem englischen Reiche eine Ende zu machen. Während dessen, daß aller Blicke nach Brest gewendet waren, wurde von Toulon aus durch Bonaparte eine Eroberung unternommen, die ganz Europa überraschte. Doch davon nachher, wenn wir erst erzählt haben werden, was bis zum Jahre 1799 in Europa vorgegangen war.

3. Theil 4 - S. 65

1880 - Stuttgart : Heitz
Friede von Luireville. 65 stammt einpaßten, brachte man sie endlich auf die Höhe. Und nun wieder das Hinabfahren! — Welche Arbeit! Andere Haufen gingen über den kleinen Bernhard, den Simplon und den Gotthard. Man benachrichtigte den östreichischen General Melas, der in Italien bei Turin stand, davon. Aber er lachte darüber, und meinte, man solle ihm doch nicht solche Dinge einreden wollen, und während er immer noch nach den Seealpen schaute, ob der Feind da bald erscheinen würde, stand ihm Bonaparte schon im Rücken. Nun erst erkannte Melas seinen Irrthum. Geschwind wandte er sich um; aber schon hatten die -Franzosen die ganze Lombardei überschwemmt und die Oestreichs von Deutschland abgeschnitten. Jetzt konnte diese nur eine Hauptschlacht retten. Sie fiel am 14. Sntxt beim Dorfe Marengo bei Alessandria vor. Schon hatten die Oestreicher gesiegt; da erschien General Desaix mit -frischen Truppen auf dem Schlachtfelde, stellte schnell die Ordnung wieder her und die Franzosen erfochten einen so vollkommenen Sieg, daß, obgleich Desaix sein Leben dabei verlor, durch diesen einen Schlag die ganze Lombardei für Oestreich verloren war und die cisalpinische Republik wieder hergestellt wurde. In Deutschland ging es für die Oestreicher nicht viel besser. Moreau führte hier wieder die Franzosen an, drängte die Oestreicher aus einer Stellung in die andere und schlug endlich, am 3. December, den Erzherzog Johann, einen Bruder des Kaisers, beim Dorfe Hohenlinden in Baiern vollständig. Nun nahm man zum Erzherzoge Karl seine Zuflucht. Er sollte schnelle Hülfe -schaffen. Aber wie war das bei der allgemeinen Muth-losigkeit möglich? Er war froh, daß Moreau einen allgemeinen Waffenstillstand einging, während dessen man am Frieden arbeiten wollte. Dasselbe geschah in Italien. Am 9. Februar 1801 wurde auch schon der Friede von Luneville unterzeichnet, der den Frieden von Campo Formio bestätigte, aber noch bestimmte, daß der Herzog von Parma Toscana, welches zum Königreich Hetru-rien erhoben wurde, erhalten sollte. Der bisherige Großherzog aber und die deutschen Fürsten, welche auf dem linken Rheinufer Besitzungen verloren, sollten in Deutschland selbst entschädigt werden, also nicht etwa auf Kosten der Franzosen, sondern der Deutschen selbst. Diesmal hatte Kaiser Franz das deutsche Reich mit in den Frieden eingeschlossen. So waren denn wieder Ströme von Blut vergebens geflossen, um Frankreichs Anmaßung zu demüthigen; ja, es war im Gegen- Weltgeschichte für Töchter. Iv. 16. Aufl. 5

4. Theil 4 - S. 223

1880 - Stuttgart : Heitz
Revolution in Italien. 223 ganz Deutschland geriet!; darüber in große Aufregung und widmete seinem Andenken überall Gedächtnißfeiern. Schon während der Unruhen in Wien war der östreichische Reichstag von dort nach Kremsier bei Olmütz verlegt worden. Das neu ernannte Ministerium des Fürsten Schwarzenberg legte ein Programm vor, nach welchem die verheißenen Freiheiten nicht geschmälert werden sollten. Am 2.. December legte zu allgemeiner Ueberraschuug der Kaiser Ferdinand die Regierung nieder; er ist 1875 in Prag gestorben. Sein Bruder, der Erzherzog Franz Karl, entsagte dem Thron, welchen dessen Sohn, der junge Erzherzog Franz Joseph, bestieg. Die demokratische Partei im Reichstage, durch das kräftige Vorgehen der Regierung und durch weitere Befürchtungen gereizt, trat immer heftiger gegen das Ministerium auf und führte dadurch die Auflösung des Reichstages (am 7. März 1849) herbei. Der Kaiser octroyirte darauf, wie es in Preußen geschehen war, eine Verfassung und ein Gesetz über die Grundrechte, welche jedoch beide fürerst nicht zur Ausführung gekommen sind. 138. Die Revolution in Italien und Ungarn. In Italien war der Boden für neue Revolutionen schon vor dem Jahre 1848 gelockert worden; es konnte daher um so weniger fehlen, daß die Februarrevolution dort den lautesten Wiederhall fand. Sicilien hatte sich, wie wir oben gesehen, schon vorher von Neapel losgerissen; in Neapel selbst entstand ein Ausstand der Bürger, aber der König unterdrückte denselben mit Hülfe der Truppen und besonders durch Aufreizung des niedrigen Volks (der Lazzaroni) gegen die Bürgerschaft. In Sicilien war inzwischen der Herzog von Genua (Sohn des Königs von Sardinien) zum König ausgerufen worden, und nachdem ein Waffenstillstand nicht zu einem bleibenden Frieden geführt hatte, wurde der Krieg mit erneuerter Erbitterung wieder aufgenommen. An der Spitze der Sicilianer, welche durch fremde Hülfstruppen verstärkt wurden, stand der Pole Mieroslawski; aber sie mußten der bessern Kriegszucht der Neapolitaner erliegen und sich dem bourbonischen Königshause wieder unterwerfen (Mai 1848). Es ist bereits erwähnt worden, wie die Begeisterung für Pius Ix. in dem Kirchenstaate und in ganz Italien kälteren Gefühlen Platz machte, als er, nach Erfüllung der ersten vorläufigen

5. Theil 4 - S. 71

1880 - Stuttgart : Heitz
Bonaparte als Kaiser. 71 sogleich vor ein von Murat angeordnetes Kriegsgericht gestellt, und ihm Schuld gegeben, er habe Plane gegen die Freiheit Frankreichs entworfen und um die Verschwörung Pichegru's gewußt. Obgleich diese Beschuldigung durch nichts erwiesen wurde und der Herzog, dem bei dem Verhöre vor Müdigkeit die Augen zufielen, alles leugnete, so wurde er doch noch in derselben Nacht in den trockenen Schloßgraben geführt, vor ein offenes Grab gestellt, ihm eine Laterne an die Brust geheftet und er erschossen, am 20. März 1804. Allgemein empörte diese That, welche zeigte, daß man von Bonaparte's Willkür alles erwarten könne. Dann wurde der Proceß jener drei vorgenommen. Da Bonaparte nicht wagte, den kühnen Pichegru, der über fein früheres Leben manches hätte entdecken können, vor das öffentliche Gericht zu stellen, so ließ er ihn — wie die Sage geht — von vier Mamelucken in seinem Gefängnisse erdrosseln, und gab vor, er habe sich selbst entleibt. Auch Moreau war von Bonaparte zum Tode bestimmt; als aber an dem Tage, wo das Urtheil gefällt werden sollte, das Volk und die Soldaten in drohender Bewegung waren und eine allgemeine dumpfe Gähruug bemerkt wurde, wagte Bonaparte nicht, es aufs äußerste zu treiben. Er ließ ihn zwar zum Tode verurtheilen, verwandelte aber sogleich die Strafe in eine zweijährige Hast, und da Moreau nach Nordamerika zu wandern wünschte, so ertheilte ihm Bonaparte sehr gern die Erlaubniß dazu. Georges aber wurde hingerichtet. Nun stand Bonaparte's Lieblingswnnfche, sich zum Kaiser der Franzosen zu machen, nichts mehr im Wege. Seine besoldeten Schmeichler stellten die Sache so vor, als wenn die Franzosen ihn bitten müßten, die Kaiserkrone anzunehmen. Das eitle Volk fühlte sich geschmeichelt, einen Kaiser an der Spitze zu haben, der feile Senat willigte darein, und so wurde sie ihm denn übertragen. Der Papst mußte eigens dazu nach Paris kommen, um ihn am 2. December 1804 in der Notredamekirche zum Kaiser zu salben. Aber damit noch nicht zufrieden, machte er sich auch zum König von Italien. Es wurde nämlich der cisalpinischen Republik angedeutet, ihn sich zum König auszubitten. Er gewährte die Bitte gnädigst, und ernannte seinen Stiefsohn Eugen Beau-haruais (sprich Boharuä) zum Viceköuig. Seit der Zeit theilte er mit vollen Händen Kronen und Länder an die Glieder seiner Familie aus. Einem unbekannten italienischen Principe de Bacciochi (sprich Batschjocki), der seine Schwester Elisa gehet-

6. Theil 4 - S. 225

1880 - Stuttgart : Heitz
Bekämpfung durch die Oestreicher und Franzosen. 225 wurde, bis nach der Unterwerfung Oberitaliens unter Oestreich der volkstümliche Mazzini, das längst anerkannte Haupt des „jungen Italiens", mit neuen Vchaaren nach Rom kam und den demokratischen Enthusiasmus aufs höchste zu steigern wußte. Rom sollte als Bollwerk der italienischen Freiheit behauptet und von da aus ganz Italien wieder revolutionirt werden. Da vereinigten sich die europäischen Mächte zur Wiedereinsetzung des Papstes in seine verlorene Gewalt: Oestreicher, Neapolitaner und selbst ein Heer der französischen Republik unter dem Oberbefehl des Generals Oudiuot rückten gegen Rom heran und letzterer schickte sich nach vergeblichen Unterhandlungen mit der republikanischen Regierung sofort an, die Stadt zu erstürmen. Ein erster Angriff mißlang und Ondinot zog sich aus Meer zurück, um Verstärkungen abzuwarten, während dessen Garibaldi die Neapolitaner au^ dem Kirchenstaat zurückschlug. Bald aber rückte Oudiuot mit seiner ganzen Expeditionsarmee zu einem neuen Sturm heran, und obwohl die Römer sich tapfer und geschickt vertheidigten, so wurde doch die Stadt genommen, und Garibaldi, Mazzini nebst ihren thätigsten Anhängern mußten die Flucht ergreifen (3. Juli 1849). Die Aber sein Corps zerstreute sich bei dem Anrücken der Oestreicher und Garibaldi mußte, nur von wenigen Getreuen begleitet, fliehen. Im November trat er im Toscanischen wieder auf und rief neue Frei-schaaren zusammen, welche er nach Rom führte. Siegreich focht er hier gegen Franzosen und Neapolitaner; als aber Rom gefallen war, entwich er mit seiner Schaar und unternahm kühne Streifzüge nach dem Toscanischen, auf welchen ihn sein heldenmüthiges Weib Anita Loreta, welche er in Amerika geheirathet hatte und die ihm schon früher in seinen dortigen Feldzügen gegen Rosas eine treue Gefährtin gewesen war, begleitete. Am 31. Juli 1849 bei Monte Maggiore von den Oestreichern überfallen, rettete er sich in die Apenninen. ‘ Sein Versuch, auf vereinzelten Fahrzeugen durch das östreichische Blockadegeschwader nach Venedig zu entkommen, scheiterte; er begab sich, nachdem sein treues Weib zuvor in einer Bauernhütte am Meeresstrande den Strapazen erlegen war, von Ancona nach Genua. Der Aufenthalt in Tunis, wohin er auswandern wollte, wurde ihm verweigert; hierauf lebte er eine Zeitlang auf der kleinen Insel Maddalena an der Nordküste Sardiniens, dann nöthigte ihn die Regierung, sich nach Gibraltar zu begeben, und auch hier nicht aufgenommen, ging er nach Marokko. Endlich schiffte er sich wieder nach Nordamerika, ein und lebte in den- Vereinigten Staaten theils von dem Gewinn seiner Betheiligung an einer Kerzenfabrik, theils von Küstenschifffahrt. Später hielt er sich in Peru auf. 1854 kehrte er nach Europa zurück und lebte bis 1858 mit Landwirthschast beschäftigt auf der kleinen Jiisel Caprera. Der Ausbruch des Krieges zwischen Oestreich und Sardinien führte ihn wieder auf den Waffenschauplatz zurück; er wurde zum sardinischen General und Anführer eines Freicorps ernannt. Weltgeschichte für Töchter. Iv. 16. Aufl. 15

7. Theil 4 - S. 226

1880 - Stuttgart : Heitz
226 Neueste Geschichte. 3. Periode. Italien. Ungarn. Franzosen stellten nun in Rom die alte Ordnung her, und selbst die politischen Freiheiten, welche Pius früher gewährt hatte, wurden jetzt wieder aufgehoben. Der Papst selbst kehrte erst im April 1850 von Gaeta nach Rom zurück, und hat sein früh eres Vertrauen zum Volke und seine erste Geneigtheit zu liberalen Reformen von da ab nicht mehr gezeigt. Die französische Besatzung blieb zu seinem Schutze in Rom. Auch der Großherzog Leopold von Toscana, ein milder, freisinniger Fürst, hatte im Februar 1849 einer demokratischen Erhebung weichen müssen, wurde jedoch bald daraus (April) durch eine Gegenrevolution zurückgeführt. Die Herzoge von Modena und Parma, welche gleichfalls aus ihren Staaten vertrieben wurden, kehrten erst mit Hülfe der Oestreichs zurück, nachdem diese die revolutionäre Erhebung in Oberitalien unterdrückt hatten. Dort, in Oberitalien, war es nämlich zu den bedeutendsten Ereignissen gekommen. Karl Albert von Sardinien hatte nach seiner Thronbesteigung die revolutionäre Bewegung zwar energisch unterdrückt, hatte sich aber der Vorherrschaft Oestreichs in Italien niemals zugeneigt. Er hatte, als ihm die Zeit gekommen schien, manche Verbesserungen in seinem Lande eingeführt und bereitete sich auf den Augenblick vor, wo er, wenn auch zunächst nur aus dynastischem Interesse, an die Spitze einer nationalen Bewegung würde treten können. Als nun in Mailand am 18. März 1848 der Ausstand ausbrach und die östreichische Besatzung unter Radetzky vertrieben wurde, überschritt Karl Albert mit seinem Heere die östreichische Grenze ohne Kriegserklärung und erklärte sich zum Befreier Italiens. Mit ihm verbanden sich einige taufend Mann italienische Freiwillige. Bald aber rückte der greise Marschall Radetzky mit gesammelter Truppenmacht heran, besiegte Karl Albert bei Cnstozza n. s. w. und eroberte Mailand wieder (6. August). Karl Albert erbat einen Waffenstillstand; aber von den Radicalen auf alle Weise geschmäht und von ihrer steigenden Gewalt mit fortgerissen, erneuerte er den Kampf mit einem großen fardinifchen Heere, welches jedoch bei Novara von Radetzky vollständig geschlagen wurde (24. März 1849). Karl Albert entsagte nun dem Throne zu Gunsten seines Sohnes Victor Emanuel, floh ans Sardinien und starb bald darauf in Portugal. Sein Nachfolger schloß mit Radetzky einen Waffenstillstand und unterdrückte einen deshalb in Genua entstandenen Aufruhr. Jiz Brescia wurde gleichfalls ein Aufstand

8. Theil 4 - S. 78

1880 - Stuttgart : Heitz
78 Neueste Gesuchte. 1. Periode. Frankreichs Murat, dessen Land (Großherzogthum Berg) wieder einem Sohne des Königs von Holland gegeben wurde. Aber die'spanier fühlten sich über die ihrem Könige gespielte Verrätherei von gerechtem Unwillen ergriffen und verwarfen den aufgedrungenen König, so viele Mühe sich dieser auch gab, die Liebe der Spanier zu gewinnen. Nur ungern hatte er den spanischen Thron angenommen, weil er den Widerwillen des spanischen Volkes voraussah. Schon am Tage seines Einzuges in Madrid war die Stadt wie ausgestorben. Es brach $irt Aufruhr gegen ihn aus; die Spanier griffen zu den Waffen und führten einen sechsjährigen Kampf gegen die Franzosen. Napoleon schickte seine besten Heere und seine geschicktesten Feldherren gegen die Spanier, glaubte mehr als einmal schon das Land bezwungen und immer brach die Empörung wieder aus. Die Engländer nahmen sich der bedrängten Spanier an. Wellington kam ihnen zu Hülfe, und ihm gelang es endlich nach sechs Jahren eines blutigen Krieges, die Franzosen aus Spanien gänzlich herauszuschlagen. Dieser Kampf zeichnete sich durch Grausamkeit aus. Die Spaniev, erbittert auf die Franzosen, weil diese oft aus bloßem Muthwillen sengten und brannten, das Korn zertraten und das Vieh tödteten, waren nicht zufrieden, die Gefangenen zu todten, sondern sie marterten sie zu Tode durch Ausrenkung der Glieder, durch Rösten über langsamem Feuer und andere Scheußlichkeiten. Ungerechtigkeiten zu begehen, war Napoleon jetzt so alltäglich geworden, daß er sie fortan ohne Scheu beging. Italien gehörte ihm nun ganz, bis auf Hetrurien und den Kirchenstaat. Hetru-rien nahm er dem jungen Könige und seiner Mutter, einer Schwester Ferdinands, ohne Umstände weg, befahl ihr nach Spanien zu gehen und versprach ihr eine Entschädigung, die sie nie erhielt. Rom aber ließ er im Februar 1808 hinterlistig erweise besetzen, hob dann die weltliche Macht des Papstes ganz auf, ließ den alten Pius Vii., der über alle, die gegen den Kirchenstaat Gewalt geübt, den Bann ausgesprochen hatte, am 6. Juli 1809 mitten in der Nacht auf empörende Weise mit Gewalt fortführen und zuerst in Grenoble, dann in Savona in Italien als Gefangenen verwahren. Späterhin wurde der Kirchenstaat, so wie es schon mit Hetrurien geschehen war, mit Frankreich vereinigt und Rom zur zweiten Hauptstadt des Reiches, welches nun von der holländischen Grenze bis an die neapolitanische reichte, erklärt.

9. Theil 4 - S. 250

1880 - Stuttgart : Heitz
250 Neueste Geschichte. 3. Periode. Frankreich. ihn die europäischen Fürsten theils durch Besuche, theils'durch glänzende Beschickungen beehrten, und damit nichts dem Glücke des Kaisers fehle, ward seine Dynastie durch die Geburt eines Sohnes, Napoleon Eugen Louis Jean Joseph (geb. 16. März 1856), gesichert. Napoleon war nach den verschiedenen Richtungen hin bemüht, den Beifall der Franzosen zu gewinnen, seiner Regierung Vertrauen und Glanz zu gewinnen und so seinen Thron zu befestigen. Er verpflichtete sich den Klerus durch die dem Papste gewährte Hülse; dem Arbeiterstande gab er durch großartige Bauten in Paris Beschäftigung und Beruhigung; für die materiellen Interessen des Landes sorgte er mit größter Aufmerksamkeit und Energie, und endlich dem Heere gab er, wie bald erzählt werden soll, durch klug geführte Kriege Gelegenheit zu glänzenden Thaten. In der That war ein großer Theil der Bewohner Frankreichs, namentlich in den Provinzen, der kaiserlichen Regierung geneigt, weniger aus Anhänglichkeit, als aus dem Gefühle, daß man den Kaiser, der die revolutionären Leidenschaften niederhalte, unterstützen müsse. Aber trotz aller Thätigkeit und Geschicklichkeit vermochte Napoleon Iii. doch nicht, die Gesinnung Frankreichs sich mit hinreichender Zuverlässigkeit zuzuwenden. Sein Regierungssystem barg große Gefahren in seinem Innern. Der überhandnehmende Luxus entfesselte die Geldgier und den waghalsigen Börsenschwindel; so wucherte die Selbstsucht empor, die keine Treue kennt. Die Gewöhnung des französischen Volkes an freie Bewegung der öffentlichen Discusiou blieb bei der herrschenden Unterdrückung der Rede und der Presse unbefriedigt, und der Sinn der gebildeten Klassen entfremdete sich dem nur Geld und Glanz verheißenden kaiserlichen Scepter. Im Verborgenen gährte der Parteihaß und die unversöhnliche Feindschaft der Republikaner und Socialisten. Mehrere Attentate gegen das Leben Napoleons Iii. gaben davon Beweise. Im April 1855 paßte der Italiener Pianori dem Kaiser auf, als er sich zu Pferde nach den elyfeischen Feldern begab, und feuerte in nächster Nähe zwei Pistolenschüsse auf ihn ab, ohne ihn zu treffen. 1857 wurde ein neuer Mordanschlag gegen den Kaiser noch vor seiner Ausführung entdeckt. Drei Italiener (Grilli, Tibaldi, Barso-loni) wurden ergriffen und zu schweren Strafen verurtheilt.

10. Theil 4 - S. 307

1880 - Stuttgart : Heitz
Attentat gegen Louis Napoleon. 307 Msche Kaiser die Befreiung Italiens hindere; sie hielten ihn für einen Verräther, weil er einst ihrer Verbindung angehört habe. Und schließlich hofften jene Verschwörer, daß in den Erschütterungen, welche auf einen unvermutheteu Tod Napoleons folgen würden, auch Italien Raum für seine Befreiung gewinnen könne. Es fanden sich Männer, welche bereit waren, ihr Leben an die Ausführung eines solchen Attentates hinzugeben. Als der Kaiser am Abende des 14. Januar 1858 mit seiner Gemahlin nach der Oper fuhr und der kaiserliche Wagen die Straße Lepelletier passirte, ward ihm eine Bombe nachgeworfen, welche ihn zwar nicht mehr erreichte, aber eine Menge Personen niederwarf. Fast im nämlichen Augenblick platzte eine zweite Bombe dicht am kaiserlichen Wagen und riß eines der vorgespannten Pferde zu Boden. Der Wagen hielt, und als das kaiserliche Paar ans-stieg, platzte die dritte Bombe unter dem Wagen. Mehrere Personen in der Umgebung des Kaisers wurden mehr oder minder schwer verwundet; dem Kaiser selbst ging ein Bombensplitter durch den Hut, auch ward er durch einen Glassplitter an der Nase leicht verwundet, der Kaiserin nur die Haut am Auge ein wenig geritzt. Beide verloren nicht einen Augenblick ihre Geistesgegenwart, sondern begaben sich ruhig in die Oper und wohnten der Vorstellung bis ans Ende bei. — Um so größer war die Verwirrung in Paris. Alle Häuser der Straße, wo das Attentat versucht worden, waren von Bombensplittern durchsiebt, alle Fenster zerschmettert, die Straßen voll Blut, da die Zahl der Todten und Verwundeten sich auf mehr als 100 belief. Bald gelang es der Polizei, den Urheber des Verbrechens zu entdecken; es war Felix Orfini, ein Italiener, der schon vor 1848 den geheimen Verbindungen angehört hatte und 1849, nach der Flucht des Papstes, Mitglied des republikanischen Convents in Rom gewesen war. Von den Oestreich ent in Mantua gefangen gehalten, gelang es ihm 1856 zu entfliehen. Er ging nach England, wo er seinen Mordplan vorbereitete und die Bomben in Birmingham anfertigen ließ. — Er legte sofort ein unumwundenes Bekenntniß ab: „Seit meiner Jugend — sagte er — hatte all' mein Thun und Denken nur einen Zweck — die Befreiung meines Vaterlandes, Rache an den Fremden, an den Oestreichern. Ich Überlegte, daß ein einziger fähig fei, Italien zu befreien — Napoleon Iii.; aber dieser einzige wollte nicht. Er ist ein Hinderniß.
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